Förderung von Schüler:innen mit Autismus-Spektrum-Störung

Wir haben es uns als Schule Oberwiese zur Aufgabe gemacht den Schulalltag „autismusfreundlich“ zu gestalten, und stellen ein besonderes Unterrichtsangebot für Schüler*innen aus dem Autismus-Spektrum bereit.

Autismus
Die Diagnose Autismus-Spektrum-Störung (ASS) gehört zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. 

Zum Autismus-Spektrum gehören u.a.
– Frühkindlicher Autismus
– Asperger Syndrom 
– Atypischer Autismus

Menschen mit Autismus nehmen ihre Umwelt anders wahr. So zeigen sie Besonderheiten in der Kommunikationsfähigkeit, in der Beziehungsfähigkeit und der Selbst- und Fremdwahrnehmung. Sie haben häufig ein sehr gutes Detailwissen, Erinnerungsvermögen, Spezialinteressen und eine stark visuell ausgeprägte Orientierung.

Den Schüler:innen mit ASS fallen die Verarbeitung von Umweltreizen, die Konzentration auf den Unterrichtsgegenstand sowie die räumliche und zeitliche Orientierung schwer. Deshalb wurde ein eigener Raum und ein Unterrichtskonzept nach dem TEACCH-Konzept konzipiert.

TEACCH
TEACCH (englisch: Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children) bezeichnet das flächendeckende staatliche Autismus-Programm in North Carolina, USA., dessen Anfänge in den 1960-er Jahren liegen. Es ist ein Konzept zur Begleitung und pädagogischen Förderung von autistischen und in ähnlicher Weise kommunikationsbeeinträchtigter Kinder, Jugendlicher und Erwachsener.

Dabei steht das strukturierte Lernen im Mittelpunkt. Dieses kommt insbesondere unseren Schüler*innen mit Autismus-Spektrum-Störung entgegen, aber auch einem Großteil unserer Schüler:innen insgesamt.

Durch die Strukturierung von Raum, Zeit, Arbeitsplatz und Aufgabenstellung sollen die Schüler:innen auf individuellem Wege zum eigenen selbsttätigen, selbständigen Arbeiten/Handeln geführt werden. Letztendlich soll durch die Strukturierung die Umwelt vorhersehbarer und verständlicher werden und somit Verunsicherung und Orientierungslosigkeit verhindern und Eigenständigkeit ermöglichen.

Raumkonzept
Für die Konzeption des Raumes und der Unterrichtsstunde waren für uns neben dem Prinzip der Strukturierung auch die Prinzipien der Visualisierung und Individualisierung von Bedeutung. Die Strukturierung von Raum, Zeit, Arbeitsplatz und Arbeitsaufgabe schafft eine klare Gliederung und Übersichtlichkeit. Dies erleichtert die Handlungsplanung für unsere Schüler:innen. 

  • Die Visualisierung von Reihenfolge, Zeitabläufen etc. bietet unseren Schüler:innen eine deutliche Orientierung und Erinnerungsstütze. 
  • Die Individualisierung ermöglicht der/dem Schüler:in ein Lernen in ihrem/seinem eigenen Lerntempo und auf ihrer/seiner spezifischen Leistungs- und Abstraktionsstufe.
  • Jeder der Einzelarbeitsplätze in dem Raum ist durch ein Foto eines/einer Schüler:in oder durch eine Wortkarte mit dem jeweiligen Vornamen gekennzeichnet.
  • Links vom Arbeitstisch steht ein Regal mit den zuarbeitenden Aufgaben, auf dem Arbeitstisch liegt ein Arbeitsplan und rechts steht eine Kiste für die fertigen Aufgaben.

Das Arbeitspensum wird aus der Gestaltung des Arbeitsplatzes und der Anordnung der dort befindlichen Materialien vorgegeben. Es richtet sich nach der individuellen Konzentrationsfähigkeit und dem Arbeitstempo der/des jeweiligen Schüler:in. 
Die Interessen, Vorlieben und Fähigkeiten der/des jeweiligen Schüler:in werden aufgegriffen, um die Aufgaben individuell anzupassen und dadurch Motivationsanreize und Erlebnisse zu verschaffen. 
In dem reizarmen Raum kann mit nur einer/einem Schüler:in oder mit einer Gruppe von maximal sieben Schüler:innen gearbeitet werden.

Beispiel einer Fördereinheit:
Eine Fördereinheit hat einen bestimmten Ablauf, der unseren Schüler:innen Sicherheit bietet.

Zu Beginn der Einheit im Stuhlkreis zieht ein:e Schüler:in ein Foto eines ihrer Mitschüler:innen und bringt es ihr/ihm. Diese:r sucht ggf. (je nach Lesefähigkeit) seine Namenskarte und checkt sich mit dem Foto und der Namenskarte an der Tafel ein. 
Anschließend beginnt die Arbeitsphase an den Einzeltischen mit dem vorstrukturierten Material in einer möglichst ruhigen Umgebung. Die Schüler:innen bearbeiten mit Hilfe oder selbständig die Aufgaben nacheinander. Abgeschlossene Arbeiten werden in die Fertigkiste gestellt und das Aufgabensymbol wird vom Arbeitsplan abgeklettet und in ein Körbchen gelegt. Nach der Bearbeitung der Aufgaben besteht für die Schüler:in die Möglichkeit noch eine individuelle Motivationsaufgabe zu erhalten.
Im Anschluss treffen sich alle Schüler:innen wieder im Stuhlkreis zu einer Belohnungsrunde. Erweitert wird diese Runde häufig durch ein Spiel, welches die soziale Interaktion fördert. Den Abschluss bildet ein Verabschiedungsritual.

Für Fragen, Anregungen, Tipps und Beratungen bzgl. Autismus/TEACCH stehen wir gerne zur Verfügung.